Wenn das Waschmittel gluecklich macht

Meistens baue ich den Blog um Fotos die ich gemacht habe. Irgendwie finde ich, ein Blog Eintrag ohne Fotos ist kein richtiger Eintrag und es transportiert nicht so wirklich was ich gemacht habe. Leider habe ich keine wirklichen Fotos draussen gemacht in letzter Zeit und nur Fotos von Katzen (jedes Mal wenn ich mal von zu Hause arbeite, was im Moment kaum noch vorkommt, habe ich diese 10 Minuten in denen ich versuche die Katzen in ihren Eigenheiten festzuhalten, mein kreativer Auslass mit Fotos ohne das Apartment zu verlassen). Insofern habe ich auch nicht geschrieben und hole das jetzt nach. Vielleicht sogar mit Katzenfotos.

Zuerst mal Arbeit. Ich habe ja wie bereits oft beschrieben im letzten Jahr eine echte Durststrecke durchgemacht was meinen Arbeitsinhalt, meine Motivation, alles in allem die Arbeitszufriedenheit anging. Manches davon ist selbst verursacht und meine leichte Depression hat da sicher mitgeholfen und diese das wiederum auch verstaerkt. Vieles sehe ich auch in der Struktur meiner Einheit und meine tiefe Unzufriedenheit dort mit wie gesagt Struktur und Moral bleibt. Dennoch hat sich vieles zum wirklich deutlich besseren gewendet, so dass ich jetzt mit besserer Laune zur Arbeit gehe (und auch wirklich physisch gehe) und dort mit einem erschoepften Laecheln wieder rausgehe. Im wesentlichen habe ich jetzt 3 Chefs, einen in Deutschland - der mein offizieller Chef ist, einer in den USA - der mein "alter" Chef war und einen anderen hier in California, den ich mir mehr oder weniger selbst gesucht habe und zu dem ich irgendwann wechseln will. So habe ich nun ein Produkt, fuer dessen weltweiten Vertrieb ich zustaendig und verantwortlich bin (eine Loesung gegen Stromdiebstahl falls es jemanden interessiert), ich regel noch die Day-to-Day Operations fuer meinen alten Chef mit, meint ich bereite Vertriebsdurchsprachen und Meetings vor und ich habe das Produkt Marketing fuer die in California ansaessige Einheit uebernommen und mache dort sowohl Business Plaene als auch uebersetze ich quasi die Sicht der Techniker in eine Story, die am Markt vermarktbar ist und dann bin ich noch fuer die Geschaeftsentwicklung fuer Sonderthemen in den USA verantwortlich. Das fuehrt dazu, dass ich Ausschreibungen bearbeite - was ich bisher noch nie gemacht habe - fuer bspw 25,000 "Stromtankstellen" in Californien, gleichzeitig eine neue Produkteinfuehrung als Marketing begleite, eine Exportstrategie fuer "mein" Produkt definiere und fuer die USA die geplanten Auftraege fuer das Geschaeftsjahr ueberpruefe. Ich mag ja lieber zu viel als zu wenig und so gefaellt es mir aber es ist eben auch wirklich viel und das Problem mit mehreren Chefs ist, dass man niemanden mehr hat, zu dem man sich irgendwann wenden kann und sagen "hey, ich habe diese 8 Sachen aktuell und davon kann ich realistisch 5 schaffen, bitte sag mir, welche 5 am wichtigsten sind" denn fuer jeden Chef ist natuerlich seine Sache die wichtigste. Anyway, was es fuer mich zumindest bedeutet ist, dass ich in Zukunft mehr Kunden besuche (in der 1. Januar Woche vermutlich einen in Utah, vielleicht vor Weihnachten noch einmal Brasilien und vielleicht vielleicht sogar Deutschland. Waer ja mal was nachdem ich in den 2 Jahren in denen ich bisher hier war noch nicht einmal in Deutschland war - geschaefftlich).

 

Naja wie man schon sieht ist Arbeit ein wieder deutlich groesserer Teil meines Lebens als noch vor ein paar Monaten und das ist auch gut so. Ich habe immer noch viele Telefonkonferenzen mit Kollegen aus entweder Deutschland oder von der Ostkueste und so bin ich meistens zwischen 6:00 und 6:40 im Buero. Der Grund ist einfach, dass mein Arbeitsweg so krass ist und der Verkehr so schlimm, dass ich den versuche so gut es nur geht zu vermeiden. Wenn ich es schaffe, vor 6:00 auf dem Highway zu sein, brauche ich fuer die ca. 53km etwa 30-35 minuten. Das geht und ist in etwa so schnell, wie man fahren darf (im Schnitt so 110-120 km/h). Kurz nach 6:00 sind es schon eher 40-45 minuten und ab 6:30 sicher eher eine Stunde und mehr. Um 7:00 rum vermutlich 90 minuten. Anbei mal ein Foto um 5:40 morgens an einer Highwayzusammenfuehrung:

Morgens um 5:40 Uhr auf dem Highway...

So ist mein Anreiz, um 5:20 aufzustehen, sehr gross den als ueberzeugtes U-Bahn Kind nervt mich wenig mehr als im Stau zu stehen. Zurueck ist's das gleiche Spiel, wenn auch weniger planbar von meiner Seite. Wenn ich es vor 14:30 wieder auf den Highway schaffe - und dann entsprechend abends von zu Hause noch was mache - kann ich es wieder in ca. 40 minuten schaffen. Danach gehts rapide auf eine Stunde und mehr ab ca. 15:30 bis 19:30, da ebbt es wieder ab. Verkehr ist also ein recht grosser Faktor in meinem Tagesablauf grad. Das gute ist, manchmal habe ich Glueck, meine Kamera dabei und erwische einen Sonnenaufgang wie diesen:

Schoen mit Stromtrassen und so...

oder einen Schnappschuss durch den Autospiegel wie diesen:

Sonnenaufgang im Seitenspiegel

Ansonsten waren die Wochenenden meist voll mit Besuchen jedwiger Art. Einmal ein Kollege/Freund aus Deutschland, der hier von Samstag bis Montag morgen als Teil einer Geschaeftsreise geschlafen hat, mal Freunde. So habe ich bis auf Arbeit San Jose nicht wirklich verlassen in den letzten Wochen (vielleicht ja heute :) ) und daher auch wenig Fotos usw. Wir hatten vor ca. 3 Wochen eine tolle Erfahrung, als an einem Donnerstag nachts um 1.00 Uhr der Feueralarm losging. Wir dachten natuerlich erst an Fehlalarm aber als ich die Haustuer oeffnete und mir Rauchschwaden entgegen kamen, war dann doch klar, is eher ernst. Wir also die Katzen in Taschen gestopft (unter Protest natuerlich) und mit mehreren hundert anderen die 17. Stockwerke per Treppe runtergeschlurft. Von unten war dann kein Rauch oder so zu sehen aber es war eine gute Gelegenheit, mal ein paar Nachbarn besser kennenzulernen. Wir haben dann ueberlegt, in einen Pub zu gehen weil wir dachten, selbst wenn das Feuer oder was auch immer passiert war, direkt geloescht wird, dauert es ewig, die Leute aus 24 Stockwerken wieder in 4 Aufzuegen in ihre Wohnungen zu bringen. Feuerwehr war in der zwischenzeit da und wir also auf der anderen Strassenseite in den Pub geschlurft. Die haben das ganze super suboptimal gehandhabt - seitdem gehe ich da auch nicht mehr hin - und wollten nicht nur einen Ausweis sehen, sondern haben auch direkt darauf hingewiesen, dass sie in 10 Minuten auf jeden Fall schliessen. Ich hab dann gefragt ob die wirklich denken, dass ich unter 21 bin und mir am Donnerstag Abend eine Story ausdenke, mit Katzen aus einem potentiell brennenden Haus zu kommen um an "illegalen" Alkohol zu kommen. Also selbst wenn finde ich, dann haett ich das auch verdient. Aber wie gesagt wenig Gespraechsbereitschaft. Und anscheinend auch wenig Zwang, Geld zu machen. Wir hatten ja auch IDs dabei aber viele anderen eben nicht, die waren in Pyjamas. Naja. Was es im Endeffekt war, ist dass ein ganz kluger Mensch eine brennende Zigarette (in einem strikt Rauchfreien Gebaeude btw) in den Muellschacht geschmissen hat und die vermutlich eine der Muelltonnen im Erdgeschoss in Brand gesteckt hat. Durch den besagten Schacht hat sich der Rauch dann natuerlich schnell auf alle Flure ausgebreitet. Ich bin an dem Morgen um 4:00 zur Arbeit gefahren weil jetzt ne Stunde pennen macht alles nur noch schlimmer und bin dann von der Arbeit am Freitag um 12:00 abgehauen und hab zu hause gepennt. Eine der Katzen hatte sich komplett eingepinkelt und musste geduscht werden. Finden die eher nicht so gut. Sieht aber lustig aus:

Katze in nass. Hauskatzen moegen das anscheinend nicht. 

Seitdem haben die Monster wie ich sie gerne nenne Angst vor den Alarmen und so kam es sehr gerufen, dass in der letzten Woche das Gebaeude die jaehrliche Uberpruefung des Feueralarms hatte und ebendieser die kompletten 5 Arbeitstage in unregelmaessigen Abstaenden losging. Katzen pinkeln und kotzen wenn sie Stress haben. Sagte ich das schon? 

Ich habe in den USA schon so ziemlich jeden Mist durch, den dieses Land fuer einen bereithaelt. Nicht nur, dass hier alles immer super intensiv ist. Ein Beispiel: ein Freund hat irgendeine Krankheit. Keine Ahnung was, irgendwas mit Darm. Kein Krebs aber tut wohl weh. Versteh ich auch, is dumm. Nun posted er das auf Facebook mit erklaerendem Text, dass es ihm leittut, dass er nicht sein uebliches sarkastisches Selbst ist und das er eben diese Sache hat. Gut, das jetzt oeffentlich so kundzutun waer eh schon nicht meins aber gut. Ich schreibe also, Mensch, tut mir leid, werd schnell gesund und dann geht die Runde Champagner auf mich (also leicht aufmunternd usw.) und was kommt zurueck? Er kann seit 3 Wochen kein Alkohol trinken weil eins der Antibiotika mit Alkohol zum TOD fuehren kann. Klar, Tod. Was auch sonst. In Deutschland vielleicht die ueblichen Verdaechtigen Erbrechen, Uebelkeit, Schwindel oder so. Nein, es muss Tod sein. Und 4 Tage spaeter (aka Samstag) der naechste Eintrag, er beim Manhattan trinken in einer Bar. Manhattan hat relativ viel Alkohol fuer die eher Unwissenden hier. Also was ich damit meine ist die Tendenz, alles immer extrem darzustellen. Fake it till you make it ist ja auch so ein Motto. Ein weiteres Thema ist ein Kampf um Besuchsrecht seines Sohnes, den ein sehr guter Freund hier gerade durchmacht. Da gibt es natuerlich immer 2 Seiten und unzaehlige Meinungen, was aber unstrittig ist, ist dass es eine sehr unschoene Situation ist, die auch regelmaessig vor Gericht landet (mit der Forderung nach mehr Geld von der einen Seite und der nach mehr Besuchsrecht von der anderen) und da der besagte Freund extra aus Boston ins 6000km entfernte Californien gezogen ist, damit er naeher bei seinem Sohn ist, nehme ich ihm das auch ab. Jetzt war wohl ausgemacht, dass der Sohn bei ihm ueber Halloween ist - ein wichtiger "Holiday" wie diese Feiertage hier heissen und anscheinend hat die Mutter ihm an der Tuer untersagt, den Sohn mitzunehmen. Das landet jetzt wieder vor Gericht und es laeuft hier so, dass offizielle Dokumente abgeliefert werden muessen. Quasi wie ein persoenlich ueberreichtes Schreiben. Und das kann entweder jemand sein, den man dafuer bezahlt (es gibt private Anbieter die das machen oder ein US Sheriff) oder jeder andere solange es eben nicht der Antragsteller ist. Der besagte Freund fragte uns und wir sagten ja. Wir haben also eine Adresse bekommen wo die Mutter an einem bestimmten Tag ist und wir sollten ihr die Dokumente in die Hand druecken (warum wir zu so einem Mist ja sagen ist mir bis heute nicht klar). Sie war nicht da und so mussten wir zu ihr nach Hause fahren. Dann war Kennedy das Risiko, dass der Sohn das sieht - und sie dann nicht mehr mag - zu gross und so habe ich gesagt, gib mir die scheiss Dokumente (sorry), ich mach das jetzt. Bin also zur Tuer geschlappt, habe geklopft und nach der Mutter gefragt und dann mein magischen Spruch "these are important legal documents and you have been served" aufgesagt und dabei versucht, halbwegs charmant zu sein. Wat ein Mist man hier macht is auch manchmal zum verrueckt werden. Dafuer habe ich jetzt auch auf jeden Fall einen gut. Die Mutter kennt mich ja nicht insofern ist das nicht so schlimm und entwuerdigend, als wenn Freunde das machen, passt also schon. Ist trotzdem was, was ich nicht nochmal will und da auch nicht weiter involviert sein will. Amerika eben...

Aber nochmal was positives. Ich habe beschlossen, beim Movember mitzumachen. Movember ist ein Wortspiel aus Move (Bewegen/Bewegung), Mustache (Schnurrbart) und November. Und es geht im Kern darum, auf das Thema Maennergesundheit aufmerksam zu machen. Dazu vielleicht - der Blogeintrag ist ja noch nicht so lang - ein Exkurs: In den USA ist es sehr verbreitet, mit oeffentlichen Aktionen auf irgendetwas aufmerksam zu machen. Sei es Brustkrebs bei Frauen (Cancer Walks mit meist pinkem T-Shirt) oder was anderes. Es gibt da viele verschiedene Symbole und da treffen sich dann 20 - 2000 Leute und joggen oder laufen fuer den guten Zweck. Wir haben ja damals in der Schule schon "sponsored walks" gemacht wo wir Geld gesammelt haben wenn wir eine bestimmte Strecke laufen. So in etwa. Und Movember ist eben auf das Thema Maennergesundheit gerichtet. Und das tolle ist, man(n) macht dabei zwei (drei) Sachen: 1.) Man(n) laesst sich den Schnurrbart fuer einen Monat stehen, 2.) Man(n) macht jeden Tag eine Art Sport oder andere Bewegung und 3.) Man(n) sammelt Spenden. Nummer 3 ist bei mir noch ausbaufaehig aber der Bart steht und ich bin seit dem 2.11 jeden Tag mindestens 10km gelaufen oder meistens ca. 5km spazieren gegangen an der Kueste wo ich arbeite und dann abends 5km gelaufen. Und ich moechte das auch auf jeden Fall durchziehen.

Das mal wieder als Update, abschliessend noch ein paar Katzenfotos...

cheers
t

Oh PS: jetzt haette ich fast den Titel vergessen zu erklaeren: Ich habe bei Walmart Persil gefunden. Und es ist irre, wie gluecklich einen der vertraute Geruch von gewaschener Waesche macht. Es ist ein Stueck Heimat. Eins in das ich mich kuscheln kann. Das ist sehr willkommen.

Oh und ein PPS: Relativ kalt ist es geworden! Innerhalb von 2 Wochen ist's von um die 85-90 degree (27-30 Grad) auf um die 60-65 (15-18 Grad) degree runter zumindest morgens. Mittags sind's immer noch 20-25 Grad und meistens sonnig aber morgens empfiehlt sich schon ein Jaeckchen... Es hat sogar 2x leicht geregnet im letzten Monat. Also so 30 Minuten oder so. Ich war mit Stefan - dem Freund aus Deutschland der hier gepennt hat - eine Runde laufen an einem sog. Creek also Bach und das ist eher ein Flussbett als ein Bach. Alles absolut trocken und so surreal dass am Rande eines ausgetrockneten Baches Infrastruktur wie Baenke etc. stehen auf denen man sitzen und dem Wasser zusehen kann. Also koennte.