Diese schoenen Fotos...

...haette ich sicher auch am Wochenende machen koennen, wenn, ja wenn ich mich auch nur annaehrend bewegt haette. 

Im letzten Jahr hatte ich haeufig Phasen, in denen es mir - selbst verschuldet - nicht wirklich gut ging. Ich habe mich dann vergraben und Kontakt abgebrochen. Mehr oder weniger im Bett ein Wochenende verschlafen und gegen eine Wand gestarrt. Nachvollziehbarer Weise ein recht verschwenderischer Umgang mit Zeit aber zu dem Zeitpunkt das einzige, was ich machen konnte.

Die letzten Wochenenden waren hingegen haeufig voll. Mit dem Share Brunch, Trips nach Tahoe oder Treffen mit Freunden. Und so bin ich dieses Wochenende mal "back to the roots" gegangen und habe nichts gemacht. Wirlklich nichts. Ausser ein paar administrativen Dingen, die ich anschieben wollte und musste. Die Tage im Moment fangen haeufig um 5.20 morgens an und um 6.30 bin ich oft auf der Arbeit. Nicht das ich so super super viel zu tun habe, aber hier in der Gegend bietet sich der Tagesrhythmus super frueh raus und dann zu moderaten Zeiten wieder zurueckfahren an um den schlimmsten Verkehr zu vermeiden. Diese Woche hat war lang und da ich erst am Sonntag wieder aus Tahoe zurueckgekommen bin, fehlte mir das Abhaengen etwas. Deswegen fuehlt es sich richtig an, eine komplette Saison "House of Cards" auf Netflix zu sehen und richtig auszuschlafen. Lebensmittel ins Haus liefern zu lassen und nur rudimentaer Steak, Gruenkohl und Pilze zu essen.

Ueberhaupt, Gruenkohl. Der heisst hier Kale. Und ist - ernsthaft - ein Salat. So ein duenne Maedchen Trendding. Kale Salate. Schmeckt scheisse. Kann man nicht anders sagen. Gruenkohl angemacht mit Pinkel und Kartoffeln jo gerne. Kale Salate, nee nicht wirklich. Obwohl angebraten mit Steak gehts sehr gut. Aber nicht als Salat mit getrockneten Aprikosen und einer "no fat" vinaigrette. Oder auch gerne mal als Saft. Gruenkohlsaft. Spricht fuer sich denke ich...

Ich weiss garnicht, ob Essen hier mal thematisiert habe. Klischee ist ja, jeder in Amerika is fett und isst nur Pizza und Burger. Sehe ich nicht so. Es gibt vom Hamburger Rapper Dendemann eine Liedzeile die in etwa lautet: "Dir fehlt die Grauzone so wie Stracciatella man". Und so empfinde ich es auch hier. Extrem gesund und gut zu essen ist nicht nur moeglich, sondern sogar einfach. Wenn man denn will. Es gibt tonnenweise lokale Farmen, die so ziemlich alles anbieten, was man will und braucht. Tomaten, diverse Kohlarten, Kuerbis, Kartoffeln, Zwiebeln, Avocados, alles so an Beeren und Fruechten usw., Fleisch eh und immer organic also Bio ohne Antibiotika und vergammeln nach 6 Stunden (Uebertreibung). Aber dann gibt es eben auch Pizza, Burger, Pommes und ueberhaupt ist es weniger die Verfuegbarkeit von gutem Essen, als eher der Tagesablauf, die Traditionen, die hier schwer wiegen. Essen ist alles in allem mehr "processed", also verarbeitet. In Deutschland gibt es ja schon den Trend, wieder alles aus wirklichen Zutaten zu kochen. Also keine Ahnung die Huehnersuppe aus einem Suppenhuhn zu kochen anstatt aus der Dose oder einfach nur Kartoffeln zu schaelen, Zwiebeln oder Ingwer zu schneiden. Hier gibt es gefrorene portionierte gehackte Zwiebeln. Oder Ingwer. Oder einzelnd eingeschweisste geschaelte Knoblaufzehen. Convenient - bequem - also. Aber es ist das Prinzip, was damit einhergeht, was auf Dauer selbst selber kochen zu einem schnell schnell und muss einfach sein verkommen laesst. Schnell die Gewuerzmischung ueber die vorgeschnibbelten Sachen und schon is ja alles "home cooked". Aber es ist eben anders als in Deutschland. Diese Kleinigkeiten wiegen schwer denke ich wenn es darum geht, Essen als Essen zu begreifen. Als etwas sinnliches (nicht das ich auch durchaus des Schlingens maechtig bin) und etwas, was Spass macht. Wenn die einzigen Determinanten guten Essens a) Geschmack und b) Bequemlichkeit sind, kommt selten etwas gesundes dabei raus und wenn dann das Geld noch knapp ist, ist eine Pizza schon eine sehr attraktive Option. Alles sicher schwarz/weiss geschrieben gerade aber mir faellt hier schon auf, dass die Leute auf der einen Seite extrem viel ueber gutes Essen wissen. Sei es die Wirkung von Geschmacksverstaerkern oder das richtige Protein / Kohlehydrate Verhaeltnis. Und dann die Leute, die sich Fertigpizza in Massen in die Einkaufswagen stopfen auch riesig ist. Und mehr noch als bei uns ist Essen einkommensabhaengig. Nun kann man sagen, dass ich bisher mit San Francisco und New York auch in 2 extrem progressiven, teuren und ohne arrogant sein zu wollen aufgeklaerten Staedten hier gelebt habe. Aber gutes Essen in Restaurants ist selten unter $40 zu finden. pro Person. Und mit wenig bis null Wein/Bier usw. Und ich rede jetzt ueber gesundes Essen, nicht Sternekueche. Ein Beispiel ist eine Bar hier um die Ecke (Bars sind meist guenstiger als echte Restaurants), die bieten die "3 B's" fuer $25 an. Einen Burger, ein Bier und einen Brownie. Das ist ein extrem guter Deal und wird von allen so gesehen. Mit Tax (10%) und Tip (20%) bin ich bei fast $35 und freue mich ueber das guenstige Essen. Ein gutes Essen im Laden zu kaufen, also Kartoffeln, Gemuese und ein Stueck Fleisch ist vermutlich $40 fuer 2-3 Personen. Eine 50cm Pizza als Deal mit Chicken Wings und einem Stueck Brownie ist vermutlich genug fuer 3-4 Personen oder 1-2 Torben und kommt so auf vielleicht $30-$35 heraus. Oder 6 Chicken Nuggets bei Burger King oder so kosten $1.49. Wenn man also kein Geld hat, dann ist Fast Food nicht nur eine schnelle, sondern auch eine der guenstigsten Arten, satt (und dick) zu werden. Und das spaltet dann die Gesellschaft, wenn die Leute mit weniger Einkommen sich ungesund ernaehren, keine gute Krankenversicherung haben - eine mit Zuzahlung, die sie sich nicht leisten koennen - nicht zum Arzt gehen, viel Fast Food essen und sich dann noch wenig bewegen. Und auf der anderen Seite die Leute Importierten schweizer Kaese essen und dann ein Stueck Bio Fleisch mit lokal angebauten Karotten und einen Avocado Kale salat mueffeln mit dem frisch gepressten Saft dazu und einem Glas Wein aus Nappa. Schwarz / Weiss eben. Leider nicht nur im uebertragenen Sinne.

Okay, hab den Monolog dann doch etwas ausgeweitet. Daher nun nur noch kommentarlos Fotos aus dem letzten Jahr. 

cheers,
T

Sonnenuntergang ueber dem Pazifik

Die Farbenvielfalt auf den Feldern im Herbst

Der Palace of fine Arts in San Francisco

Ein Blick am Abend auf einen der vielen Piers in der Bay