Geschichten des Alltags

So, der Titel ist Programm... Ich habe nichts revolutionaeres zu erzaehlen. Ausser dem ersten HSV Sieg der Saison aber da habe ich vermutlich die wenigsten Informationen und/oder Bilder drueber. Obwohl ich - nach dem Spiel - herausgefunden habe, dass es bei Fox Sport 1 uebertragen wurde. Gut, hab ich mir wenigstens den Herzinfarkt gespart.

Ich mache hier gerade, was ich eigentlich schon lange machen wollte. Ich lebe vor mich hin. Die Kisten sind seit letztem Sonntag vollstaendig ausgeraeumt (ausser ein paar super persoenlichen und nostalgischen Dingen, die ich in Kisten seit dem Umzug aus Deutschland exakt so verpackt mit mir rumschleppe) und es waren auch schon die ersten Besucher ueber Nacht da, Freunde die einen Gerichtstermin in San Jose hatten. Ein sehr positiver Anlass also aber immerhin gut fuer einen wirklich schoenen Abend mit Freunden. Ich habe es bisher noch nicht wieder zurueck nach San Francisco geschafft und vermisse die Stadt irgendwie auch weniger als ich dachte. Immer mal wieder aber dann irgendwie doch nicht. Die Dichte an "ich bin jetzt endlich bei den coolen Leuten angekommen" Einwohnern da, die nach der naechsten Untergrundgalerie oder sonstigen verrueckt psychotischen Events suchen und einen mit Business Plaenen oder App Ideen vollschwallern ist hoch. Hier nicht. Hier trifft man in Bars eher wirklich normale Leute und das ist durchaus positiv gemeint. Dieses Wochenende gabs eine Einladung von Freunden nach Oakland. Es ist ein befreundetes Paar wo der Mann ein Kindheitsfreund von Ian ist. Ian wiederum ist der erste, den ich in meiner Firma kennen- und wirklich moegen gelernt habe. Er ist ein wirklich guter Freund von mir geworden (wir halfen uns gegenseitig beim Umzug, das ist ja immer so der beruehmte Lackmustest) und umso trauriger war ich, als er vor einem Jahr zuerst mit seiner Frau nach Rochester, New York und dann kuerzlich nach Boston gezogen ist. Er hat mich aber seinen Freunden vorgestellt und witzigerweise haben wir die beiden das erste Mal wirklich in Paris wiedergesehen, da sie eine Reise durch Frankreich gemacht haben. So kam dann der wirklich dringende Wunsch nach einem Treffen hier zustande und da Amanda (die Frau) eine unglaublich gute Koechin ist, war es ein tolles Erlebnis mit Rib-Eye Steak. Oakland ist ja das Aequivalent zu San Francisco auf der Ostseite der Bucht oder genau eine Bruecke von meiner alten Wohnung entfernt. Von San Jose etwas weiter, etwa 60km noerdlich. Daher haben wir dankend das Gaestezimmer in Anspruch genommen, es war notwendig. 

Gestern war damit also sehr ruhig und von Erledigungen gepraegt und heute konnte ich meinem neuen Hobby froehnen: Laufen auf dem Laufband und dann an den Pool in die Sonne. Ich habe ja schonmal angerissen, dass ich im Moment viele Telefonkonferenzen um 6:30 morgens habe, die dann so bis 10:00 oder 11:00 gehen. Meistens arbeite ich danach von zu Hause aus und da kann ich dann meistens eine Stunde anstatt Mittagessen aufs Laufband und ein paar Minuten Sonne tanken. So viel braucht man ja garnicht aber das Wetter hier ist wirklich sehr zuverlaessig sonnig und um die 28 - 35 Grad. Ein kleiner Sprung in den Pool und wieder raus, trocknen in der Sonne und wieder zurueck. Kann ich im Moment machen, wenn wieder mehr Meetings oder Reisen kommen, geht es nicht mehr aber aktuell geniesse ich das. Das vor mehr als 2 Wochen eingekaufte Essen haelt auch fast noch (ich war gestern bei Trader Joe's, einer Aldi Tochter die hier in einem etwas merkwuerdigen Sortiment zumindest gutes Vollkornbrot anbietet und guten Kaese. Da hole ich mir immer ein paar Tage Deutsche Kueche aber ansonsten haelt das Essen noch) und so freue ich mich ueber das gesparte Geld. 

Ueberhaupt schreibe ich jetzt viele Dinge die eigentlich selbstverstaendlich sein sollten aber sie waren es im letzten Jahr eben nicht. San Francisco hat deutlich kuehleres Wetter, wir keinen Pool und Einkaufen war so teuer, dass jeder Besuch bei Safeway wirklich ins Budget ging (Restaurants natuerlich noch mehr, meine Familie hat bei dem Kurzbesuch das auch direkt erfahren duerfen) und so ist es jetzt umso schoener, mal wieder ein Leben zu fuehren, dass sich wie ein Erwachsenenleben anfuehlt. 

Lange Füße am Pool... 

Lange Füße am Pool... 

Ausblick bei Sonnenuntergang

Ausblick bei Sonnenuntergang

In diesem Sinne, diesmal eher kurz und ohne aktuelle Politik aber dafuer mit mehr day-to-day wie der Amerikaner sagt.

cheers,
Torben

San Jose ahe

Ich lebe noch... Aufgewacht bin ich heute morgen nach dem ersten HSV Spiel der Saison. Ein Traum. Endlich wieder Fussball. Ach nee, bin ja HSV fan. Never mind.

Die letzten Wochen waren der Wahnsinn insofern bitte ich um Entschuldigung fuer das nicht/kaum melden. Aber der Reihe nach: Direkt nach der Deutschland/Paris Reise war ein Teil meiner Family hier fuer ein paar Tage mit dem schoenen San Francisco Programm. Das war toll und hat riesen Spass gemacht. Die Woche an Sich war dann mit Packen und Aufraeumen gut ausgefuellt neben der Arbeit. Ich hatte am Donnerstag vor dem Umzug ein extrem wichtiges Meeting den Tag ueber und dann am Freitag der Umzug. Wir hatten uns Hilfe geholt von Movern also Umzugshelfern weil ansonsten waere es nicht zu stemmen gewesen. Das alte Haus hat Umzuege nur unter der Woche erlaubt um "die Bewohner am Wochenende nicht zu stoeren" :) Merkwuerdig wenn am Samstag regelmaessig um 7:00 morgens die Bauarbeiten nebenan losgehen aber naja. Deswegen musste es also der Freitag sein und das moeglichst so, dass ich keinen Urlaub nehmen muss, weil ist ja nicht so viel vorhanden. Ken hatte abends den Jahresabschluss und musste auf eine von ihr organisierte Party und so haben wir schnell eingeladen, den Lagerraum ausgeraeumt und dann bin ich nach San Jose - so in etwa 70km suedlich von San Francisco - und habe da den Einzug organisiert. Nach anfaenglichen Schwierigkeiten hat das auch gut funktioniert und so bin ich dann wieder nach San Francisco um da die Endreinigung vorzubereiten. Das hat dann im wesentlichen das Wochenende gedauert und am vorletzten Montag habe ich dann die Wohnung uebergeben in einem guten Zustand. 

Es hat sich irgendwie komisch angefuehlt, aus San Francisco - dass ich sehr schaetzen gelernt habe auf viele Weisen - weg zu ziehen. San Jose ist von der Demographie her deutlich anders. Nicht so sehr das unmittelbare Gebaeude, in dem ich jetzt lebe, dass koennte auch in San Francisco stehen. Aber die Leute drumrum und ueberhaupt die Topographie. Waehrend San Francisco meist 2-3 stoeckige Mehrfamilienhaeuser ist, ist San Jose eine riesen Wueste voller Einzelhaeuser. Es zieht sich somit mehr und es ist weniger urban weil es mehr die aus der Garage im Auto zum Supermarkt und wieder zurueck in die Garage Nummer ist. Soweit zu der generellen Gestalt von San Jose. San Francisco fuer meine Wohnung war ja extrem urban mit riesen 50 stoeckigen Haeusern nebenan, dem kompletten Financial District mit Hochhaeuserfluchten wie in New York und der dementsprechenden Dynamik. Aber was komplett fehlte, war die unmittelbare Infrastruktur. Der Rewe nebenan, der Budni, das kleine italienische Restaurant dass nicht ein halbes Monatsgehalt kostet. Unter der Woche war der Baer los und After Work Bars ueberall. Am Wochenende war es eher tot und der naechste Laden zum Einkaufen war 1.5 km weit weg. Noch im weiteren Sinne fusslaeufig aber meist dann doch nicht. Dank Verkehr aber auch mit dem Auto keine Wonne. Im Gegensatz dazu ist hier jetzt 400m entfernt der naechste Einkaufsladen, eine Drogerie/Apotheke (eine normale Kombination hier) ist vielleicht 100m weit weg, direkt vor der Tuer sind kleine Imbisse und Italiener und die Strassenbahn faehrt auch nur 200m weiter ab und bringt einen bis nach Mountain View im Norden. Das Haus ist komplett neu (wird gerade Stock fuer Stock eroeffnet weil die Abnahmen mit den Behoerden immer per Stock erfolgen) und da es preislich keinen Unterschied gemacht haette, auf welchem Stock man lebt sondern nur vom Einzugsdatum abhaengt, was verfuegbar ist, wohne ich jetzt im 17. Stock. Die Wohnung ist groesser, heller, hat eine Klimaanlage - was in San Jose auch notwendig ist, San Jose hat im Schnitt sicher 10 Grad mehr als San Francisco, das Haus hat einen Pool, Jacuzzi, ein Fitnesscenter, eine Art Hausbuero in dem man arbeiten kann und bspw. auch drucken und es gibt gratis Kaffee und all so diese netten Dinge. Es fuehlt sich wie ein Hotel an irgendwie. Ich war jetzt bereits 4x im Gym und am Pool. Wenn der Ruecken zwickt kann man eben mal fuer 15 Minuten in den Whirlpool. Und ach ja, das Gym hat einen Boxsack. Wie toll. Am Morgen sieht man das gesamte Santa Clara Valley und am Abend den Sonnenuntergang. Bald wird auf dem 18. Stock eine Terrasse aufgemacht und man kann dann auch draussen sein. Und das eigentlich tolle ist, die Wohnung ist endlich deutlich guenstiger als die in San Francisco, die mich bald aufgefressen haette. 

Ich bin vielleicht auch zu naiv fuer die Stadt oder so aber da gab es dann diese Dinge, die ich immer nicht verstanden habe. So Situationen wie mit der Storage Unit. Ich habe die Mover die Unit ausraeumen lassen um schon zur neuen Wohnung fahren zu koennen und da alles regeln damit es direkt losgehen kann wenn die ankommen. Sie konnten nicht ganz alles mitnehmen und mussten etwas "Sperrmuell" also leere Kartons usw. zuruecklassen. Die Storage unit selber hat zwar Container dafuer, die man als normaler Kunde aber gegen Androhung von $100 Strafe nicht nutzen darf. Okay, ich ruf also an und sag "hey, wenn ihr die Unit schon wieder vermietet habt, dann komme ich noch rum und raeume die aus. Wenn nicht, kann ich das am Sonntag machen (2 Tage spaeter), macht ja fuer euch keinen Unterschied wenn kein neuer Mieter drin ist. Ansage ist "kein Thema, mach das ruhig Sonntag". Okay denk ich mir, super denn hier sitze ich in Mitten von tausend Kisten und so ist alles effizienter. Am Sonntag komm ich dann an, raeume den Rest aus und verschwinde. Dann kriege ich abends einen Anruf "hey, du schuldest uns noch 2 Tage Miete". Okaaaay... Und uebrigens die Tagesmiete sind $35 also du schuldest uns $70 fuer 2 Tage 10qm Lagerraum. Wo man sich in Deutschland ins Gesicht sieht und sagt, ist fuer mich kein Thema wenn du 2 Tage spaeter ausraeumst, denkt hier jeder ans Geschaeft. Solche Situationen haben mich den einen oder anderen Dollar gekostet. Aber ich lerne. 

Dann war eine der Katzen in den letzten 2 Wochen bereits zwei mal mit einer Blasenentzuendung krank. Das aeussert sich darin, dass Katzen dann das eigentliche Katzenklo (go Helge) mit etwas schmerzhaften assoziieren und nach neuen Orten fuers Geschaeft suchen. Also Schubladen, Ecken, Schraenke, Schuhe, Taschen, Badewanne, Handtuchstapel. Und Lucy (die Katze) hat ein gutes Gespuehr fur Timing denn am liebsten am Sonntag mit Blut im Urin, so dass nur die Notaufnahme bleibt. Und die kostet - siehe oben - hier natuerlich ordentlich. Einmal hatte sie einen nervoesen Magen, ich in die Notaufnahme in einer etwas nobleren Ecke in San Francisco und die Aerztin empfiehlt Roentgen und so weiter fuer mehr als $1000. No thank you. Aber auch eine simple Untersuchung hier sind schnell mal $300. Alles irgendwie der Wahnsinn. Das finde ich immer noch irre, was man hier manchmal so bezahlt. 

Aber wie gesagt die Wohnung ist toll und so gross, dass der Lagerraum jetzt nicht mehr notwendig ist. Es hat gedauert und gedauert alles zu sortieren aber heute sind wir endlich zum Goodwill - der Kleiderspende - gefahren und haben die letzten Reste gespendet und alles ist soweit aus und wieder eingeraeumt, sortiert und am Platz. Bilder fehlen noch aber das kommt. Und ich habe hier einen Laden gefunden, der mich extrem gluecklich macht. Heisst "Grocery Outlet" also in etwa Lebensmittel Outlet und die kaufen Ueberproduktionen auf und verkaufen die dann verguenstigt weiter. Endlich ein Laden, der in etwa an Deutsche Preise rankommt. Ich war am Freitag da und habe fuer $220 wirklich einen riesen Wagen voll Lebensmittel nach Hause geschleppt der sicher eine oder auch zwei Wochen haelt. Im normalen Rewe Aequivalent bekommt man dafuer vielleicht einen halben Einkaufswagen voll der in 4-5 Tagen aufgebraucht ist. Das Wetter ist sehr konsistent toll und so konnte ich schon den Pool das eine oder andere Mal geniessen. Internet und TV und so weiter funktioniert endlich wieder und ich freue mich, in dieser neuen Umgebung aufzuwachen. Die Fahrt zur Arbeit ist ein bisschen laenger, in etwa 45-60 Minuten anstelle von 20-25 aber nicht zu schlimm und ich arbeite ja viele Tage von zu Hause aus, was mir guttut. 

Morgen Abend ist nun nochmal Familie angesagt, die vor der Rueckreise einen kurzen Stop einlegt und dann am Dienstag wieder viele Meetings. Ich fuehle mich aber zum ersten Mal seit einem Jahr wirklich so zu hause, dass ich mit einem guten Gefuehl durch die Tuer trete und das gibt Kraft und Energie fuer was jetzt kommt.

Ich werde mich jetzt wieder haeufiger melden und auch mal wieder anrufen, sorry dass das alles so liegengeblieben ist. Naechstes Mal auch wieder mit Fotos.

in diesem Sinne
cheers

In einem Taxi durch Paris

Dieses Jahr ist "Abwesenheit-ist-keine-Option" Hochzeitssaison in Hamburg. Zuerst mit Soenke "Zecke" und nun mit meinem Cousin Ole. Und so kam ich in den Genuss, zwei Mal im Sommer nach Deutschland zu kommen. So emotional schaurig Hochzeiten fuer mich sind, so toll waren diese. Und obwohl ich mich hier in San Francisco im Moment zu Hause fuehle und weiter daran arbeite, mein Glueck zu finden und zu mehren, ist Deutschland oder insgesamt Europa wichtig fuer mich. So wichtig, dass ich am liebsten 3-4 Mal im Jahr fliegen wuerde aber das hat sich beruflich wider meiner Erwartungen nie ergeben und privat ist es zu teuer. Finanziell und Urlaubskontoseitig. 

Dieses Mal ein 7 Tage Intensivkurs durch Hamburg, Huettblek und - tadaa - Paris. Genauer gesagt einen Tag Paris. Es war die mit Abstand guenstigste Option in Deutschland und Europa und mittels AirBnB und Germanwings wirklich gut. Quasi im Vorbeilaufen Eiffel Turm, Louvre (draussen, nicht drinnen), Arc de Triomphe, Notre Dame und dank meinem Freund und Ex-New-York-Mitbewohner Fabien eine tolle Auswahl versteckter Bistros und Lokale. Ich bin dem franzoesischen nun nicht maechtig und hatte damit schon einigen Respekt vor Paris oder Frankreich im allgemeinen dem man ja nachsagt, dem Englischen wiederum nicht so maechtig oder besser gesagt sprechunwillig zu sein. War aber alles kein Problem. Alle konnten genug Englisch um gut ueber die Runden zu kommen und ich mag Paris sehr. Gut, den Teil, den man in einem Tag eben kennenlernt. Aber die Kultur scheint sehr schoen zu sein. Entschleunigt sagt man dazu wohl heutzutage, einfach ein Gefuehl, dass die Menschen sich Zeit lassen. Eine Beobachtung, die ich immer wieder gemacht habe, ist, dass wenn das bestellte Essen ankommt, es erstmal 5 Minuten nicht angeruehrt wird, wenn man in einer Konversation ist. Das ist der Gegenentwurf von dem auf Effizienz getrimmten Amerika und auch noch deutlich anders als Deutschland. Hier in den USA gibt es Gourmet Essen auf Plastiktellern und gegessen wird im stehen oder gehen. Sobald man den Anschein erweckt, mit einer Sache (Essen, Trinken,...) fertig zu sein, kommt die Frage "darfs mehr sein?" und wenn verneint wird, landet die Rechnung blitzartig auf dem Tisch. Man MUSS nicht gehen. Aber dann noch entspannt 4h am Tisch zu kloenen ist eben auch komisch. Aber Kellner hier werden eben mit Trinkgeld bezahlt und nicht nach Stunden. Und um das zu maximieren, wird auch der Tischdurchlauf maximiert. Und sowas kommt von sowas. Da hat mir Paris sehr gefallen. Der Fokus auf den wichtigen Dingen irgendwie und ich habe mir vorgenommen, auch hier bewusster darauf zu achten, Essen zu geniessen um mich nicht hetzen zu lassen. Mehr im Moment zu sein irgendwie.

Ein 3-Bild Panorama vom Eiffel Turm. Wetter in dieser Sekunde: Naja.

In Paris findet dieses Jahr die Weltklimakonferenz statt, wie man an den Bannern gut sehen kann.

Notre Dame

Ein bisschen erinnert mich diese Passage an Berlin. Oder erinnert mich Berlin ein bisschen an diese Passage in Paris? 

Blumenfreunde und ein Laden fuer "schoene Sachen"

Paris bereitet sich auf den Bastille Day vor und ist dabei immer in Bewegung

Was mir an und in Paris auch gefallen hat ist die extrem gut Erhaltene Historie. Wir haben ja in Deutschland auch viele alte Gebaeude aber Paris ist schon super. Die Museumsinsel in Berlin ist vielleicht noch vergleichbar aber das wars dann auch. Ein sehr lohnenswerter Besuch und fuer mich eine sehr positive Ueberraschung.

Aber auch der Rest der Reise war toll. Huettblek ist fuer mich ein Ort geworden, der mir Kraft spendet und mich erdet. Ich konnte meinen Papa in Damp besuchen und meine Familie zu treffen ist fuer mich immer wieder ein Erlebnis voller Emotionen, voller Freude und laesst mich jedes Mal wieder in dieser inneren schoenen Aufgewuehltheit zurueck, die man nur inmitten von Menschen haben kann, die man aus ganzem Herzen liebt. Ich kann Weihnachten kaum erwarten auch wenn ich den Sommer in Deutschland vermisse. Und so plane ich fest, ab sofort mindestens 2x im Jahr nach Deutschland zu reisen. Das Wetter hat ja mitgespielt und mir die eine oder andere schweissnasse Nacht beschert. Die Hochzeit war super persoenlich und intim im guten Sinne. Alles Liebe und Gute an dieser Stelle nochmal an Lena und Ole. Ihr seid super!

Aufgewacht bin ich heute Nacht um 2:30 und so weiss ich, dass der Jetlag mich also im Griff hat. Ich acker mich also durch emails und war auch schon Einkaufen heute morgen um 6:00. Jetzt steht als naechstes Familienbesuch an am naechsten Wochenende, auf den ich mich schon sehr freue. Und dann kommt der Umzug. Auch darauf freue ich mich sehr. Denn gerade heute waere ein Tag, den ich sehr gut im Fitnesscenter und am Pool verbringen koennte. Wirklich auf die Strassen von San Francisco moechte ich naemlich nicht und alles was hier um die Ecke ist, sind Bars und Restaurants. Und die werde ich bis nach dem Umzug erstmal meiden. Eigentlich wollte ein Freund heute ein Barbeque veranstalten direkt hier um die Ecke aber das Wetter macht nicht - verlaesslich - mit. Und so kann ich die Wohnung aufraeumen und alles wieder in Ordnung bringen fuer Montag.

Bis die Tage. Und irgendwann sehen wir uns alle in Hamburg - und Umgebung - wieder. Das ist so gut wie sicher. Das sagt mir mein Herz, mein Kopf und mein Bauch.

cheers,

Auf Abschiedstournee

Nichts zieht sich so durch meine Blogposts wie Berichte ueber die San Francisco Mietszene. Und ich habe heute darueber nachgedacht, warum das eigentlich so ist. So richtig weiss ich es nicht. Ich meine, ich habe bereits in pseudo-elitaeren (Hamburg Eppendorf) oder extrem hip / gentrifizierten (Berlin Mitte) Ecken gewohnt. Ich kenne die immer gleichen Gesichter derjenigen, die meinen, mit der Wahl des Wohnortes auch gleichzeitig ihre Identitaetskrise besiegt zu haben und jetzt endlich einer derjenigen zu sein, die sich als urbane und weltgewandte Elite sehen. Und das sie damit endlich die Gartenzwerge von Celle und grauen Mief von Wanne-Eickel ablegen. Und dann trifft man sich am Sonntag zum Brunch (unvergessen als ich mal in Berlin bei Papas Besuch am Samstag verzweifelt versucht habe, irgendein Restaurant zu finden, das nicht "vollkommen ausgebucht" war zum sonntaeglichen Brunch, ich habe bestimmt 10 Laeden angerufen), hat die gleichen Klamotten an, die gleichen Muster im Stoff, den gleichen Bart und 6h vor einem Schuhladen fuer den letzten Schrei Turnschuh (oder Sneaker, Trainer, whatever you want) gecampt der jetzt dann endlich auch in neon-rosa / waldgruen Kombination zu haben ist und limitiert auf 600 Laemmer. Und dann findet man sich gleichzeitig abgehoben von allen anderen wie zugehoerig zu allen anderen. San Francisco hat all das in Reinkultur. Was in Hamburg und Berlin der Agenturspacken ist/war, der bei miesestem Gehalt und 80h Wochen eigentlich nur noch ueber Parties reden kann weil fuer alles andere weder Zeit noch Geld da ist, das ist hier derjenige, der "in Tech" arbeitet. Also irgendwas mit Technik. Das meint in den wenigsten Faellen irgendetwas anfassbares, es meint IT, Computer, Applikationen schreiben und dabei moeglichst "disruptive" sein, also bestehendes zu erschuettern. Apple hat das gemacht indem man mit iTunes die Musikindustrie, mit dem iPhone die Mobiltelefonindustrie (und Mobilfunkanbieterindustrie - beim Scrabble waer das der Winner) umgekrempelt hat. Google hat das gemacht indem man die Suchmaschinenindustrie und letztlich auch die Verlagsindustrie umgekrempelt hat. Uber macht das mit dem Taxigewerbe. Mein neues Lieblingskind ist Sprig. Eine Firma die im San Francisco Stadtgebiet zwischen 10.00 und 16.00 jeweils 3 Gerichte zum Mittag anbietet und zwischen 16.00 und 22.00 jeweils 3 Gerichte zum Abendessen. Alles locally sourced, Zutaten also Bio und von lokalen Betrieben. Relativ gesund und nach der Maxime "ein Lieferessen anzubieten, dass man jeden Tag essen kann". So im Preisrahmen $10 - $13, also vergleichsweise guenstig. Und der Kracher, die sind im Schnitt 10-15 Minuten nach Bestellung vor der Tuer. Alles natuerlich via App auf dem Smartphone zu bestellen. Was hier lokal anfaengt, wird irgendwann den urbanen US Markt aufrollen und dann auch nach Europa ueberschwappen. Da bin ich von ueberzeugt. Und warum? Weil hier in San Francisco die Kohle dafuer ist. Und weil ebendieses - immer noch eigentlich im Kern ein Restaurant - Unternehmen ueber $6 Millionen eingesammelt hat von Investoren, um zu expandieren. Findet mal einen Laden der das kann. Crazy Croque sicher nicht und selbst deutschlandweite Firmen wie Smiley's oder Joey's Pizza haben mit so einer Finanzmacht am Ende dann Schwierigkeiten. So wie eben Uber kein kleiner Laden, sondern ein mit $40 Milliarden bewertetes Unternehmen ist. Dezent groesser als Yussuf's 3 Taxi Kleinstunternehmen also. Und im Kern hier in San Francisco entstanden expandieren die dann. Und Yussuf verliert, garantiert. Das muss nicht schlimm sein denn Uber wiederum bringt hier viele Leute in Arbeit. Viele Leute - Studenten, Rentner oder auch Vollzeitkraeft - verdienen gutes Geld damit, unter anderem mich von A nach B in ihrem Privatwagen zu fahren. Und die sind immer sauber. Immer gut in Schuss. Und meistens gibt es kleine Wasserflaschen als Gimmick, so dass ich trinken kann wenn ich mag. Und dann gibt es so Sachen wie UberPool. Da rechnet das Unternehmen aus und sagt "hey, du willst von A nach B und Susi will von C nach D aber das ist relativ nah beieinander, warum nehmt ihr nicht zusammen einen Wagen?". Dann steig ich ein, wir holen die unbekannte Susi ab und bringen dann entweder zuerst mich oder sie rum, je nachdem wie es Sinn macht. Und dafuer zahle ich in ganz San Francisco im Moment nicht mehr als $7. Taxi sind vielleicht $25 oder mehr, der Wagen ranzig, der Fahrer Indisch und spricht kein Englisch und ist dann sauer, wenn ich "nur" 18% Trinkgeld gebe. Interessierts mich dann, dass Uber ein Monopolist wird? Einer der eine Marktmacht hat, die sich gewaschen hat? Und dass sich hinter dem Modewort "disruptive" im wesentlichen das Abschoepfen eines Grossteils des in einer bestimmten Industrie verfuegbaren Geldes verbirgt? Am Abend nicht. Manchmal aber schon. Denn Uber schuettet einen Teil der Gewinne an die Angestellten aus. Und die sind im Schnitt 27. Und verdienen im Schnitt mehr als $150.000 im Jahr. Plus Beteiligungen. Und die wollen wohnen. Und die haben ausser "was ist die neuste distuptive Technologie" keine Gespraechsthemen mehr. Und die trifft man dann beim Brunch. Und denkt sich, ihr seid alle hochintelligente aber absolut langweilige gleichgeschaltete Sklaven des IT-Goldrausches. Damit hab ich den Kreis jetzt doch noch irgendwie geschlossen bekommen. Im Endeffekt ist mir hier zum ersten Mal bewusst, wie brutale und unregulierte Finanzkraft aus einer Hippiemetropole flaechendeckend eine Elitenmetropole macht. Und die Leute gehen in Scharen. Sie kommen in noch groesseren Scharen aber eben vollkommen andere Leute. Dagegen ist die Lange Reihe ein Witz. Und noch etwas wurmt mich hier: zum ersten Mal fuehle ich mich am verdraengten Ende. Ich bin nicht mehr der Hecht im Forellenteich sondern der Hecht im Haifischbecken. Wir koennen alle beissen aber die meisten irgendwie doller als ich. Kommt man auch drueber weg und so aber es ist neu. Nicht dass ich jetzt deswegen traurig bin, in vollem Bewusstsein dass ich San Francisco vermissen werde, freue ich mich auf die neue Wohnung. Und ich gehe mit lachenden Augen. Aber die offensichtliche Brutalitaet hier hat mir die lachenden Augen geoeffnet und wenn Augen zu lange offen sind, traenen sie eben. Metaphorisches Kung-Fu. Zu diesem Anlass habe ich einen Artikel in der Sueddeutschen gelesen:

http://www.sueddeutsche.de/leben/gentrifizierung-in-san-francisco-willkommen-in-der-hyperzivilisation-1.2528338

Der ist gut geschrieben und bringt es auf den Punkt. 

Nach dem philosophischen Quartett jetzt noch etwas aus dem Leben: Wir sind auf Abschiedstournee und damit im "hey, was wir unbedingt noch machen wollten" Modus. Wir waren im Exploratorium, einem Technikmuseum, hatten viele Freunde zu Besuch und ueber Nacht (stressig aber schoen), Besuch aus Deutschland und haben neue Freunde gefunden. Ein Foto hab ich von einem Ausflug gen Norden ueber die Golden Gate Bridge:

und nach der Woche Deutschland, die jetzt ansteht (yay) geht auch volle Kraft die Umzugsvorbereitung los. Aber unterschrieben ist alles und wie gesagt, ich freue mich auf die Zukunft. Was auch immer die bringt.

In diesem Sinne bald entweder persoenlich oder sonst wieder hier :)

cheers
t

PS: jetzt hab ich doch wirklich vergessen, auf DAS Ereignis einzugehen, das hier durch alle Gazetten und Strassen geht. Puenktlich zur Schwulen-und-Lesben-Parade San Francisco Pride hat der amerikanische Supreme Court (also oberste Instanz der guten Justizia) entschieden, dass gleichgeschlechtliche Paare das gleiche Recht haben zu heiraten wie "traditionelle", wobei ich heute beim Durchgehen meines Freundeskreises gemerkt habe, dass traditionell garnicht mehr so traditionell ist. Und das wird am Wochenende ein Fest geben, auf dass ich mich freue. Aus ganzem Herzen. Denn ich kenne wirklich viele gleichgeschlechtliche (well, eher schwule) Paare, die schon lange zusammen sind. Und die es sich wuenschen, zu heiraten. Und ich glaube in meiner Generation ist es auch kaum noch eine ernsthafte Frage, dass das auch moeglich sein sollte. Und so war heute Facebook komplett positiv belegt, Menschen beglueckwuenschen sich und sind einfach erleichtert und froh. Und das sind dann eben die Beispiele, die ich mir auch gerne mal bei der Bewertung der USA wuenschen wuerde. Homosexuelle Paare aus Deutschland fliegen naemlich in die USA zum heiraten. Und ein Lieferdienst liefert guenstiges Bioessen in 15 Minuten. Das alles passt so nicht ins gaengige Bild des konservativen Waffenbesitzers und so ist es schoen, dass auch diese Beispiele mal deutlich werden. Falls irgendjemand unsicher ist, wie das Urteil das eigene Leben beeinflusst, gibt es einen praktischen Ratgeber:

http://www.cracked.com/quick-fixes/a-30-second-guide-to-how-gay-marriage-ruling-affects-you/  

Wir sind dann mal weg...

So, das war mal eine Zeit ohne updates. Und dennoch habe ich keine Bilder. Also nur Text. Zeichen und so. Nicht mehr. Aber auch nicht weniger.

Was ist so passiert? Nicht viel und sehr viel. Arbeit ist mal gut und mal lahm. Gut, kennt man ja. Dann war ich eine Woche in Deutschland um der Hochzeit von dem guten Soenke aka Zecke beizuwohnen. Episch, eine super Hochzeit und extrem viel Spass. Da konnte ich dann auch die meisten aus meiner Familie kurz sehen was auch toll war und in nicht einmal vier Wochen gehts ja auch schon wieder rueber, dieses mal ist Ole der Glueckliche und die naechste Hochzeit steht an. 

Ich habe dann ehrlich gesagt zum ersten Mal wirklich festgestellt, dass emotional im Moment Californien meine Heimat ist. Ich habe mich sehr gefreut, nach Hamburg und Huettblek zu kommen aber ich war auch froh, wieder hier in San Francisco anzukommen. Das gibt mir dann die Kraft fuer die naechsten Monate, mich hier weiter einzuleben. Ich habe das Thema Mietpreise ja bereits thematisiert und auch durch die Blume/Palme anklingen lassen, dass die Zeit in der Stadt San Francisco leider endlich ist. Zum einen weil die Ecken, die fuer einen normalen Arbeitsweg geeignet sind, nicht mal mehr ansatzweise bezahlbar sind (und es wird echt von Monat zu Monat krasser, mittlerweile betteln die Leute hier schon darum, fuer $2,000 ein Zimmer in einer 3 Zimmer Wohnung nutzen zu duerfen im Monat und preisen sich an wie Sauerbier) oder die Ecken, die bezahlbar sind, auf den sowieso schon langen Anfahrtsweg nochmal eine Stunde durch die Stadt kriechen drauflegen. So galt es also, Alternativen zu finden denn der Mietvertrag hier laeuft Ende Juli ab. Langes hin- und her, was will ich, was macht Sinn, was ist bezahlbar und wie kann ich moeglichst ein "urbanes" Feeling behalten ohne dafuer zu viel zu zahlen? Die Wahl ist schlussendlich auf San Jose gefallen. Hier gibt es fuer deutlich weniger Geld ein Zimmer mehr - was dann den Lagerraum spart - und das in einem neuen Komplex mit Pool, Fitnessraum (spart den Vertrag) und endlich mal Fenster mit Lichteinfall und Blick auf eine Bergkette, die mich sehr an Palm Springs erinnert. Das ist immer mal gut oder schlecht - je nach emotionalem Einschlag bin ich dann traurig oder heimatlich gluecklich aber im Grunde genommen ist es gut, etwas anderes als eine Wand zu sehen. Ich werde San Francisco vermissen, wirklich. Ich habe mich hier wohl gefuehlt, ich habe hier gerade in letzter Zeit viele Freunde gefunden, mit denen ich einfach mal am Abend ein Bier trinken kann und die schiere Masse an Moeglichkeiten ist irre. Aber es ist so wie es ist und wenn es nicht mehr Sinn macht, muss man auch gehen koennen. Was mir wichtig war, dass die neue Wohnung nah am Caltrain also an den Interregio Zuegen hier liegt. Ich muss also nur 15 Minuten zur Bahn laufen und die faehrt mich in 45 Minuten wieder fast bis vor die Tuer der alten Wohnung. Wenn ich also meine Freunde wieder sehen will oder einfach nur Sehnsucht nach der Stadt habe, kann ich das schnell haben. So schnell wie von Bramfeld zum Kiez etwa und das hab ich ja bisher auch immer geschafft. Der Mietvertrag ist unterschrieben und so ziehe ich dann zum 3. Mal um in den letzten 2 Jahren. Kann ich ja mittlerweile ganz gut. 

Ansonsten ist es business as usual, viel mit Freunden treffen und die letzten Zuege der Stadt geniessen. Museen, Bars, oder einfach der Spaziergang am Wasser. Gut, dass ich haeufig von zuhause aus arbeiten konnte in letzter Zeit, da spare ich mir dann doch einiges an Zeit in Zug und/oder Auto.

Das mal wieder als kleines Update, wie gesagt Anfang Juli ist ja eh wieder Deutschland angesagt. In diesem Sinne

cheers
t