Wenn einer eine Reise tut

Ich mag ja Reisen. Reisen ist nett, neue Orte sehen, neue Kulturen und ehrlicherweise mag ich sogar Flughaefen. Also diese Hektik und Geschaeftigkeit. Nun gibt es einen grossen Unterschied zwischen den Airlines. Und es gibt einen grossen Unterschied zwischen dem Komfort des Reisens nach Land, nach Airline, nach Flughafen, nach Sitzplatz und natuerlich nach Wochentag und Tageszeit. Ein grosses Thema wenn man mehr als ein paar Fluege im Jahr macht sind Flugmeilen und der dazugehoerige Status. Im wesentlichen gibt es mW 3 grosse Verbuende von Airlines, die sogenannte Codeshare Fluege anbieten und meistens auch den Status bei einer entsprechenden Airline anerkennen. Codeshare meint, dass ich beispielsweise einen Flug mit Lufthansa buchen kann bis in einen kleinen Ort irgendwo in den USA, den die Lufthansa garnicht anbietet aber die Partnerairline United Airlines. Der Flug von sagen wir jetzt mal San Francisco nach Orange County in California bekommt dann eine Lufthansa Flugnummer (nennen wir die jetzt mal LH1234) und den Zusatz "Operated by United Airlines". Damit ist sichergestellt, dass ich mich sozusagen im gleichen Oekosystem befinde, Gepaeck entsprechend weitergeleitet wird und mein Status bei der Lufthansa anerkannt wird. Status bedeutet, dass ich ein bevorzugter Kunde bin und damit gewisse Leistungen bekomme wie Freigepaeck fuer das ich nicht zahlen muss, check in an extra Schaltern an denen nicht 1000 Leute vor mir stehen und die beruehmten Lounges. In denen hat man etwas mehr Ruhe wenn man auf seinen Flug wartet, es gibt je nach Ausstattung Snacks (also Chips, Cracker und so ein Zeug) oder echtes Essen (also Bockwurst / Kartoffelsalat, Franzbroetchen in Hamburg oder Huehnerfrikassee etc), es gibt mindestens Kaffee / Tee oder bis hin zu einer vollstaendigen Bar mit Cola, Bier, Wein, Sekt, Vodka und alles um den Flug vollkommen beschwippst zu geniessen. Dieser Status ist also schon einiges Wert und zusaetzlich bekommt man bei der Airline, bei der man den Status hat, meistens auch bessere Plaetze zugewiesen. Es gibt sogenannte Statusmeilen, damit man wie der Name schon sagt seinen Status bekommt oder erneuert und Praemienmeilen, die man dann gegen Freifluege usw. eintauschen kann. Man sammelt beim Fliegen immer automatisch beide aber Praemienmeilen kann ich bspw auch bekommen, wenn ich mit einer Kreditkarte, die von der Airline ausgegeben wird (Lufthansa Visa Card bspw) bezahle. 

Alles in allem ueberaus kompliziert und da jeder regelmaessige Flieger versucht an irgendeinen Status zu kommen, bucht man teilweise schon verrenkte Fluege damit man in seinem Verbund bleibt und Meilen sammelt anstatt den eigentlich bequemeren Flug zu nehmen aber dann fuer Gepaeck extra zu zahlen, auf bloeden hinteren Plaetzen zu sitzen und nicht in die Lounge zu koennen. Die Idiotie der Businessflieger sozusagen. 

Ich habe meinen Status bei der Lufthansa und so sind Fluege mit ebendieser immer gut. Der Partner in den USA ist die bereits genannte United Airlines und die sind so naja. Die Stewardessen sind notorisch unfreundlich. Ein Laecheln habe ich in dem Sinne noch nicht gesehen. Die Sitze sind extrem klein und eng und auf US-Inlandsfluegen darf man mittlerweile fuer alles und wirklich alles bezahlen. Also wir bauen dir einen kleinen Monitor in den Sitz vor dir ein aber der funktioniert nur, wenn du deine Kreditkarte durch einen Schlitz durchziehst und zahlst. Wenn du Essen haben willst, kein Problem, hier ist die Preisliste. Etwas anderes als Wasser oder Cola? Hier ist die Preisliste. Du willst einen besseren Sitzplatz, vielleicht der Notausgang, mit mehr Beinfreiheit? Hier die Preisliste. Und dann sind die Flieger in etwa so ausgestattet wie die Inlandsflieger von Lufthansa, nur ist der Flug in den USA signifikant laenger. Von San Francisco nach Houston, Texas bspw. sind es 4h reine Flugzeit, nach New York etwa 6h und nach Florida auch mal 7h. Dennoch sind die Sitze wie gesagt eher spartanisch. Internationale Fluege sind etwas besser, man kriegt Essen (Pasta or Chicken ist schon in mein Hirn eingebrannt als Frage), kann auch einen Pfennigwein trinken wenn es denn unbedingt sein muss und die Sitze sind etwas groesser. Dennoch immer noch kein Luxus und so - jetzt mal den Bogen zu meinem eigentlichen Tagesablauf gespannt - stresst mich ein Flug nach Brasilien immer seitdem ich im letzten Jahr zum ersten Mal geflogen bin. Letzendlich ist es naemlich genau die angesagte Strecke San Francisco - Houston mit 4h Flugzeit und dann erstmal 1-3h Aufenthalt in Houston (hier ist die Lounge dann sehr wichtig). Dann geht es von Houston nach Sao Paulo was in etwa 10h reine Flugzeit und 11-12h insgesamt ist. Und das in wirklich unbequemen Sitzen. Der Zeitunterschied San Francisco - Sao Paulo sind 6h so dass man beim Hinflug einen kompletten Tag verliert. In meinem Fall nun leider meinen Geburtstag, was irgendwie komisch war. 

Dafuer ist dann Brasilien eine immer wieder nette Erfahrung. Dieses Mal waren wir in Jundiai, etwa 30km ausserhalb von dem 22 Mio Einwohner Moloch Sao Paulo. Am Montag Abend waren wir da, schnell noch ein Steak und Bier zum Warmwerden und dann schon ab ins Bett. Das war mein Geburtstag.

mein erstes Steak in der Woche

Am Dienstag dann direkt Workshops - die liefen allerdings sehr gut - und Abends dann zum Rodizio also dem bekannten auf den Teller schnippeln von allerlei Fleisch.

Huhn. Also etwas vom Huhn

Als Vorspeise gab es gegrillte Huehnerherzen. Nun gut, muss ja. Als groesster Unterschied zum deutschen Rodizio versuchen sie einen in Brasilien nicht mit Gemuese oder so vollzustopfen um den Fleischverzehr zu minimieren sondern sie versuchen eher, einen so voll wie moeglich mit allerlei Fleischteilen von Rind, Schwein, Lamm und Huhn zu bekommen, die alle koestlich sind. Wir hatten dann noch einen Caipirinha und einen oder ein paar mehr Absacker an der Hotelbar und dann ab ins Bett. Mittwoch haben wir den ersten Workshopteil abgeschlossen und aus irgendeinem Grund dachten wir, es ist eine gute Idee, am Donnerstag von Sao Paulo noch nach Belo Horizonte zu fliegen und da andere Kollegen zu treffen. Das hiess also morgens um 5.30 ins Taxi und um 7.00 nach Belo. Belo Horizonte ist eine sehr schoene Stadt mit vielen Cafes, Bars, Restaurants und einer durchaus tollen Atmosphaere. Wenn ich also mal laengere Zeit in Brasilien verweilen sollte, dann wuerde ich das gerne dort tun. Da wir ja kein Abendessen mehr in Belo nehmen konnten, gab es das obligatorische Steak diesmal zum Mittag

450gr gegrillte Schoenheit

wir sind dann relativ zeitig wieder zum Flughafen und dann fing's an. Zuerst konnten wir nicht online einchecken weil wir Sao Paulo - Belo mit Azul Airlines fliegen mussten, einem brasilianischen Flieger der mit United nichts zu tun hat. Also in die extrem lange Schlange einreihen und warten. Dann konnte der Mann vom Check in - und auch seine Kollegin neben ihm - kein Wort Englisch. Nur Portugiesisch. Also ich verstehe ja, wenn man auf dem Dorf oder meinetwegen auch in der Stadt kein Englisch sondern nur die Landessprache spricht und im Endeffekt bin ich ja der Gast. Aber wenn man an einem internationalen Flughafen mit Direktfluegen in die USA am Check in arbeitet und nicht einmal das Alphabet beherrscht, ist das schon ungluecklich. Es versuchte dann verzweifelt rauszufinden, wie mein Visumsstatus ist. Blaetterte im Pass und schnatterte hektisch mit der Kollegin. Ich habe dann irgendwann die zum Glueck mit uns fliegenden Kollegen aus Brasilien zugerufen die ihm dann erklaeren konnten, dass er auf ein Visum von 2008 starrt (das von damals von dem Praktikum in New York). Hat dann doch alles geklappt und wir sind dann Belo Horizonte - Sao Paulo, von da aus weiter nach Houston.

schoen isses ja immer uber den Wolken. Aber da haben ja schon andere drueber gesungen

Wenn man in die USA einreist, muss man am ersten Flughafen durch die Passkontrolle und den Zoll. Man muss also nach der Passkontrolle sein Gepaeck am Band abholen und dass dann durch den Zoll bringen und danach gibt es ein separates Band auf das das Gepaeck dann kommt und weiter transportiert wird. Anscheinend kommen in Houston gegen 5.30 morgens eine Menge Flieger aus Lateinamerika an, so dass wir in endlosen Schlangen standen um zum einen durch die Passkontrolle zu kommen, dann am Gepaeckband, dann vorm Zollbeamten, dann am Band um unser Gepaeck aufzugeben und dann nochmal um ein weiteres mal durch die Security zu gehen und auf metall usw. untersucht zu werden. Um 9.00 gings dann weiter nach San Jose und so war ich am Freitag nachmittag dann endlich wieder zu hause nach 24h Reise und 17h Flugzeit. Alles in allem recht ermuedend und ich bin froh, wieder zu hause zu sein fuer zumindest mal eine Woche. 

Das mal als kleinen Abriss in die Welt des Fliegens. Die naechste Woche wird voll mit Arbeit aber keine Reise und dann geht es uebernaechste Woche wieder los.

In diesem Sinne nochmal vielen vielen Dank fuer all die Glueckwuensche und Emails, ich habe mich super gefreut!

all the best,
t