So, zwischen dem letzten und diesem Update habe ich folgende Strecken zurueckgelegt:
1.) San Francisco - San Diego - San Francisco
2.) San Francisco - Phoenix/Arizona - San Francisco
3.) San Francisco - Tokyo - San Francisco
4.) San Francisco - Istanbul - Johannesburg - Kapstadt - Istanbul - San Francisco
5.) San Jose - Santa Cruz
zumindest sind das die Reisen, an die ich mich jetzt unmittelbar erinnere. Damit ist das glaube ich das erste mal in meinem Leben, in dem ich in ca. 5 Monaten auf dem Europaeischen, Asiatischen, Afrikanischen, Nord- und Suedamerikanischen Kontinent war. Fehlt eigentlich nur noch Australien und die Antarktis wobei das eher unwahrscheinlich ist. Meine neue Rolle bringt mich nun also in die entlegeneren Ecken der Welt und auch Indien ist noch so auf dem Schirm dieses Jahr wobei das alles noch nicht sicher ist. Eigentlich sollte ich naechste Woche auch in Seattle sein aber das faellt gluecklicherweise ins Wasser. Mit jeder Reise bleibt ja leider so viel liegen und dann sind die Wochen nach der Reise eher so 70h Arbeitswochen um wieder up to date zu sein. Und auf keinen Fall soll das eine Beschwerde sein, ich wollte es ja so und Reisen mag ich meistens auch. Ich durfte schon Tokyo bewundern, eine wirklich faszinierende Stadt mit 33 Mio Einwohnern die erstaunlich gut funktioniert. Alle sind irgendwie zurueckhaltend, relativ leise und so ist die Stadt wirklich effizient.
Ein Teehaus in Shibuya
Japanischer Garten vor einem Ausschnitt der Skyline von Tokyo
Japanischer Tempel. Tourismus trifft Tradition
Tokyo Shibuya Skyline bei Nacht
Gluecklicherweise musste ich nicht alleine reisen und so konnten wir ein paar nette Tage verbringen. Ich wuerde auch gerne nochmal nach Tokyo reisen mit etwas mehr Zeit. Da ist noch viel, was ich gerne sehen wuerde aber die Kultur an sich ist spannend und voller Gegensaetze. Zum Beispiel gibt es Katzencafes in denen 20 Katzen leben und man kann dann dort einen Kaffee trinken und mit den Katzen spielen. Sehr tierlieb eigentlich und dann wiederum werden Meerestiere halb lebend auf den Grill geworfen. Oder eine sehr reservierte Kultur, sehr darauf bedacht das Gesicht zu wahren und dann bei Bier, Sake und Whiskey vollkommen abzudrehen.
Aus San Diego und Arizona habe ich kaum wirklich gute Fotos weil ich im wesentlichen nur im Hotel und/oder Meetingraeumen war. Eins war ganz nett, lange Belichtung aus dem Hotelzimmer in San Diego:
Ich war in San Diego um an einem Kundenmeeting zum Thema eCar - also Elektroauto - teilzunehmen. Eines meiner Projekte, die ich betreue. Und man lernt ja einiges ueber Stromnetze und wie sich alles so entwickelt. Spannenderweise ist fuer den Netzausbau nicht der Durchschnittsstromverbrauch ausschlaggebend, sondern die absolute Spitze. Technisch ausgedrueckt nicht kw/h - was man ja bezahlt - sondern kw. Und hier kommt dann die Problematik: Ein Durchschnittshaushalt in San Diego verbraucht etwa 3kw als Spitzenlast. Eine Ladestation vom Hersteller Tesla hat eine Spitzenlast von fast 8kw. Jeder Haushalt, der sich eine solche Station anschafft, verdreifacht also seine Spitzenlast. Dafuer muss das Netz ausgelegt und ausgebaut sein was Geld kostet. Nun kann man sich lange streiten, wer das denn zahlen sollte. Derjenige, der sich so eine Station anschafft (und vermutlich, da er sich ein $100,000 Auto kauft auch Kapital hat) oder die Gemeinschaft? Aehnliche Diskussionen gibt es in Deutschland ja auch mit Solaranlagen. Gleiches Prinzip, das Netz an der lokalen Stelle ist nicht ausgelegt fuer die Lasten. Der Netzausbau wird nun aber kommunalisiert quasi und die Gemeinschaft zahlt, wohingegen nur einige wenige einen echten Nutzen daraus ziehen. Kleiner Exkurs womit ich mich beschaeftige. Und interessant! Ich fuehre viele Gespraeche mit Kunden und Partnern um herauszufinden wie man die Situation verbessern und vor allem ein tragfaehiges Geschaeft aufbauen kann.
Istanbul, Johannesburg und Kapstadt waren dann meinem anderen Hobby zu verdanken, der verhinderung von Stromdiebstahl (vornehm ausgedrueckt "Non-Technical-Losses" also nicht technische verluste). Zuerst ein Workshop in Istanbul, dann einen in Johannesburg und dann eine Messewoche in Kapstadt. Istanbul war spannend und sehr faszinierend, wenn auch mein Aufenthalt nur kurz war. Suedafrika war dann eine ganz tolle Erfahrung. Ich hatte die Gelegenheit, ans Kap der guten Hoffnung zu fahren
Immer schoen grinsen, hinter dem Fotografen warten schon ca. 100 Touristen auf ihr Foto
auch wenn das eher symbolisch ist. Aber die Natur dort ist schon irre. Eisenhaltiges Gestein gibt allem diesen roetlichen Schimmer.
Die Waterfont in Kapstadt vor dem beruehmten Tafelberg
Die sogennante "False Bay" also Falsche Bucht weil die Kollegen beim zweiten Versuch sich bereits in der Kapstadt Bay waehnten und doch knapp daneben lagen.
Am Kap treffen ja der Atlantische und Indische Ozean aufeinander. Damit gibt es reichlich Fisch und wildlebende Pinguine
Irgendwie die perfekte Safariperspektive
und Strausse fuettern durfte ich auch (wenn auch hier die Hand eines Kollegen hinhalten musste). Das Gehirn ist uebrigens so gross wie das Auge. Also eher klein. Das merkt man.
Der Boomslang Weg oben in den Baumgipfeln des Botanischen Gartens. Boomslang ist eine Schlangenart. Baumschlange eben. Ueberhaupt ist Afrikaans - die zweite offizielle Sprache neben Englisch - mehr oder weniger Niederlaendisch. Man versteht es also recht gut.
Wir haben ja eigentlich nicht wirklich ein Hobby hier. Und essen und Fernsehen ist ein eher doofes Hobby, vor allem wenn man in einem der aufregendsten und schoensten Ecken der Erde lebt und dazu noch wenig Geld hat :) Und so haben wir letzte Woche beschlossen, dass wir ueber den Sommer hinweg campen wollen. Das ist super guenstig - $15/Nacht, man kann kein Geld fuer Essen oder Trinken ausgeben weil es schlichtweg nichts gibt und es bringt uns raus in die Natur und ist gesund. Also haben wir uns 2 Rucksaecke, Schlafsaecke, Isomatten und ein Zelt besorgt und dann ab dafuer. Am Montag (also gestern) war ja Memorial Day and dem den gefallenen im Krieg gedacht wird. Ausserdem laeutet Memoral Day den Sommer ein. Und weil halbe Sachen nicht so meins sind, sind wir in den Portola Redwood State Park gefahren, ca. 40km von der Wohnung entfernt.
Wir sind dann mit 30kg Gepaeck auf dem Ruecken ca. 5km gewandert zum Zeltlager und haben da 2 Naechte gepennt. Sehr spannend. Mit Feuer machen, Kaffee aus dem Thermobecher und einer ungeplanten Menge von Muecken. Es hat ja relativ viel geregnet ueber die letzten Monate (also fuer Californische Verhaeltnisse) und jetzt ist's warm. Mueckenparadis eben. Und ein absolutes Grauen fuer mich. Aber nichtsdestotrotz super und wir wollen das jetzt wenn moeglich jedes oder jedes 2. Wochenende machen. Raus an die Luft in die Natur, bewegen und sparen. Super Kombination eigentlich. Gut, dass ich wieder mit Physiotherapie angefangen habe um meinen Ruecken zu staerken. Der tut naemlich weh manchmal. Fliegen hilft da nicht wirklich
Das Abendpanorama vom Goat Head Gipfel
und korrespondierend der Morgen danach
Wir sind auch am Samstag noch locker 10km gewandert und dann am Sonntag 5km zurueck also alles in allem ein sehr produktives Wochenende.
Aus kleinen Baechen holt man Wasser das dann gefiltert und getrunken wird. Abenteuer...
Kochen war auch rustikal. 2 Tage Bohnen, Linsen und Karotten. Lecker
Aber die Nacht unter Sternen ist dann schon toll.
Wilde Orchideen gabs auch. Hab ich auch noch nicht gesehen.
Memorial Day war uebrigens der erste Feiertag in diesem Jahr. Ostern, Pfingsten, 1. Mai... alles nicht frei (reimt sogar).
So, mal sehen was die kommenden Wochen bringen. Es stehen spannende Entscheidungen an die das Leben entweder wieder in die Bahn ruecken oder komplett aus selbiger werfen koennten. Aber ich hab ja jetzt ein Zelt, dann kann eigentlich nichts mehr schief gehen.
In diesem Sinne ich arbeite mal weiter,
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